Vier erprobte Methoden gegen Schüler-Mobbing

I. „No Blame Approach“ (Vorgehen ohne Schuldzuweisung) 

Eine einfühlsame Methode mit jüngeren Schülern,

die nicht angreift -  in 3 Schritten  - 

1. Führen Sie als erstes das Gespräch mit dem Opfer

Eltern verständigen und Einverständniserklärung für das Gespräch einholen.. Sprechen Sie mit dem Kind hauptsächlich über die Gefühle, lassen Sie Einzelheiten weg. Wichtig ist nur, wer daran beteiligt ist. 

2. Gespräch in der kleineren Gruppe (ohne Opfer)

Gespräch mit Konfliktvermittlern oder anderen Helfern zusammen mit Tätern und Mitläufern.

Sind keine Konfliktvermittler an der Schule, können Sie auch konstruktive Kinder einladen, die zur Lösung etwas beitragen können. Die verletzten Gefühle des Kindes vor der Gesprächsrunde (Unterstützergruppe) erklären und die Reaktionen als nachvollziehbar darstellen.

Ohne Details und Schuldzuweisungen – Wir haben hier ein Kind, das fühlt sich nicht gut. Wer könnte das sein und wie fühlt sich dieses Kind? Gefühle schriftlich sammeln.

Erklären, dass die Gruppe von nun an Verantwortung trägt und etwas verändern kann.  

Jedes Mitglied der Gruppe wird nach Ideen und Vorschlägen gefragt, damit sich das Opfer wieder besser fühlen kann., wie in die Mannschaft wählen, ihm helfen, etc. Die Antworten werden positiv unterstützt ohne von den Kindern ein Versprechen abzuringen.  

Zum Schluss der Gesprächsrunde wird der Gruppe die Verantwortung übergeben und ein weiteres Treffen vereinbart, um den weiteren Verlauf zu überprüfen.  

3. Nachgespräch einzeln mit allen Beteiligten – auch mit dem Opfer 

Nach einer Woche wird mit allen über den Erfolg und die stattgefundene Veränderung gesprochen. Dabei viel loben und sich bei ihnen für ihre soziale Leistung bedanken.  

Quellen:

„The No Blame Approach“ nach der Übersetzung von Belinda Mettauer,

Originalinfo Lucky Duck Publishing, www.luckyduck.co.uk/approach/bullying

“Schülermobbing – tun wir was dagegen” Horst Kasper AOL

II. Die „Farsta-Methode“ 

Ein Stadtteil von Stockholm heißt Farsta. Karl Llungström hat die Methode erarbeitet. Er schlägt vor, dass an jeder Schule zwei bis fünf Personen ein Team bilden (Mobbing-AG) die sich um akute Fälle von Mobbing kümmern. 

Hier werden die Täter nicht geschont, sondern mit Ihrem Handeln konfrontiert.

Die Methode ist etwas schwieriger und man sollte mit Widerstand rechnen. Anzuwenden bei älteren Schülern. 

  1. Die Schule erfährt, dass ein Schüler gemobbt wird. Vorsichtige Abfrage – wer  sind die Täter?
  2. Gespräche mit dem Gemobbten – was ist vorgefallen – wie oft – wer ist daran beteiligt? Regen Sie den Schüler an, ein Mobbing-Tagebuch anzulegen. Sprechen Sie dem Opfer Mut und Zuversicht aus. Es darf kein Schüler von diesem Gespräch erfahren, damit die Mobber nicht vorgewarnt sind.
  3. Überlegen Sie sich eine Organisationsform. Wer hilft (mind. zwei Personen) Organisieren Sie die Zeit (zwei Stunden)  und den Raum. Informieren Sie die Kollegen, dass die mobbenden Schüler der Reihe nach am… um …. Uhr aus dem Unterricht geholt werden, ohne dass die Kollegen weitergeben weswegen.  Denken Sie an ein Protokoll.
  4. Wenn alle Mobber in der Schule sind, werden sie überraschend einer nach dem anderen, aus der Klasse heraus, zum Gespräch gerufen. Legen sie sich einen Gesprächsbogen auf den Tisch, damit sie entsprechendes festhalten können. Es wird den Mobbern erklärt, dass der Mobbingfall bekannt ist, dass man das als ernsthaft ansieht und dass das Mobben sofort aufhören muss. Es wird nicht moralisiert und nach Gründen des Mobbens gefragt.  Bleiben Sie ruhig und sachlich im ton. Beachten sie mehr die Tat als den Täter, damit Sie ihn in Verantwortung nehmen können. Seien Sie auf Rechtfertigungsstrategien vorbereitet.
  5. In diesen Gesprächen von nur 5 – 10 Minuten geht man schließlich dazu über, wie dem Gemobbten geholfen werden kann, damit sich seine Situation verbessert. Die Intervention geht also so weit, dass Mobber lernen, mit dem Opfer zusammenzuarbeiten.
    Wichtig ist, eine Reintegration zu bewirken. Dafür brauchen sie die Vorschläge und  die Zusicherung der Mobber. Die Mobber  werden weiter informiert, dass dieses Gespräch an folgenden Tagen fortgesetzt wird.
  6. Verstärtkte Aufsicht über die betroffene Klasse und schauen, ob der Gemobbte sich integrieren  konnte.
  7. Abschlußgespräch, Bedanken bei allen Beteiligten auch den kooperierenden Lehrern.

Quellen:

„Schülermobbing – tun wir was dagegen“ Horst Kasper, AOL-Verlag

www.Anti-Mobbing-Fibel.de  Walter Taglieber  (2000)                                             

III. „Das Staffelrad“ 

Ist ebenfalls sehr aufwändig und ähnlich wie die Farsta-Methode, doch wird das Opfer nach jedem Gespräch am Schluss  dazugeholt, damit eine Friedensatmosphäre entsteht.

  1. Recherchen, wer sind die Täter? Wo und wann?

  2. Bei zwei Tätern – brauchen Sie Kollegen, die während Ihres Gesprächs den anderen in ihrer Klasse beaufsichtigen, damit die beiden untereinander keinen Kontakt haben.
    Je mehr Täter – umso mehr müssen Sie diese vereinzeln und auf Klassen aufteilen.

  3. Bitten sie den Ersten zum Gespräch. Rechnen Sie mit Rechtfertigungen. – doch Sie
    dulden kein Mobbing – Gründe aktzeptieren Sie nicht.
    Wie es mal angefangen hat, wissen sowieso die meisten nicht mehr.
    Sie fordern die Zusage ein, dass es sofort aufhört und wie der erste Schüler sich selbst verhalten kann um den Gemobbten zu unterstützen,
    Danach holen Sie das Opfer zu diesem Gespräch dazu und bitten den ersten Schüler, dass er dem Opfer erklären möge, wie sein Verhalten in Zukunft aussehen wird.
    Es soll eine Atmosphäre des Friedens entstehen.

  4. Der Schüler wird so zurückgeschickt, dass er die anderen nicht benachrichtigen kann.
    Sie führen die Prozedur so oft durch – wie Täter daran beteiligt sind.

  5. Hat sich die Atmosphäre entspannt, holen Sie alle Beteiligten noch einmal an den Tisch, danken ihnen für die Kooperation, kündigen  Kontrolle an und verbreiten für die Zukunft Zuversicht.

Frei nach:

www.Anti-Mobbing-Fibel.de Walter Taglieber (2000)

Original: ED Watzke: Äquilibristischer Tanz zwischen Welten, Bonn 1997, S. 62 ff          

IV. „Schülerhilfe zur Selbsthilfe -  Förderung der Zivilcourage“

O- und T-Helfer  

Opfer-Helfer und T-Helfer  gewählt aus den bisher passiven Zuschauern 

(dies kann bereits im Klassenrat mit allen Schülern besprochen werden, wenn das Thema auf den Gemobbten kommt - Hilfe zur Selbsthilfe) 

  1. Im Klassenrat wird das Thema Mobbing erwähnt.
  2. Die Schüler werden gefragt, ob Sie diesen Zustand besprechen möchten.
  3. Das Opfer wird gefragt, ob es bereit ist, sich auf so ein Gespräch einzulassen.
  4. Jedes Kind äußert sich zu den Vorfällen.
  5. Das Opfer wird gefragt, ob es den Zustand verändert haben möchte. Es wird aufgefordert, laut und deutlich zu sagen „ich will das nicht….“
  6. Das Opfer wird nach den Gefühlen gefragt, die es hatte, als das Mobbing anfing.
    (Durch diese Fragestellung erzeugen wir bewusst Betroffensein und können dann asn die Zivilcourage der Mitläufer appellieren)
  7. Das Opfer wird gefragt, zu wem es in der Klasse noch Vertrauen hat.
  8. Das Opfer wird gefragt, ob diese Personen des Vertrauens zu seinen O-Helfern
    (Rechtsanwälten) gewählt werden dürften, damit diese für die Zukunft
    Ihnen beistehen. Sie sollen ab sofort den Mobbern erklären, dass sie diese Handlungen …nicht mehr wünschen. Als zusätzliche Erklärung wäre wichtig, dass der /die Betroffene erst lernen muss, sich zu wehren. 
  9. Nehmen die O-Helfer/Rechtsanwälte die Wahl an, wird dies per Vertrag vor allen Augen festgehalten. Ist das Kind nicht in der Lage, Helfer zu benennen, fragen Sie in die Runde, wer ab sofort dem Kind beistehen möchte um ihm zu helfen. (Es melden sich immer einige – manchmal sogar die Mobber selbst – was nicht tragisch ist, da diese ansonsten um ihre Hierarchie fürchten müssten)
    Wichtig ist eigentlich nur, dass Ernsthaftigkeit vorausgesetzt wird und ein Vertrag aufgesetzt. 
  10. Die Täter werden gefragt, wer von den Schülern sie am besten bei Aggressionen
    abbremsen kann – oftmals Freunde. Sie dürfen nicht im Mobbing-Prozess involviert sein.  Auch diese gewählten T-Helfer /Betreuer werden per Vertrag festgehalten. 
  11. Der Vertrag wird zum Schluss von allen Helfern unterschrieben, von dem Gemobbten und von Ihnen.
  12. Überprüfen Sie die Wirkung  inwieweit die Helfer zur Seite stehen.

Frei nach:

„Streber, Petzer, Sündenböcke“ Horst Kasper AOL-Verlag           

Hinweis:

IV. wurde vom Verein "Konfliktvermittler-Training.de" erstellt.